Oft diskutieren wir in Logistik und Supply Chain welche »Technik« oder welche »Technologie« oder welches »System« den entscheidenden Durchbruch für unsere künftigen Logistikumgebungen oder Distributionszentren bringt. Man versucht, »Standardisierung« auf Ebene der Technikauswahl und -entscheidung.
Immer wieder wurde proLOG mit solchen oder ähnlichen Fragestellungen konfrontiert. Entscheider mit einer ganzheitlichen »holistischen« Betrachtungsweise zu überzeugen, gelingt immer häufiger und schneller. Insbesondere ist schnell dargelegt, dass sich nur unwesentliche Treiber einer solchen Bewertung auf Ebene der hoch kompetitiven Systemtechnik finden. In die Kosten und damit die Gesamt-Wirtschaftlichkeit geht hauptsächlich ein, wie gut organisatorische Prozesse an solche Systeme angepasst werden und wie präzise sie in den Informationssystemen umgesetzt werden können.
Zudem spielt eine ganz erhebliche Rolle, wie sich ein Projekt im Verlauf seiner Laufzeit innerhalb gegebener Flächen und Organisationen umsetzen lässt und wie es sich beispielsweise in der Organisation oder den Gebäudeszenarien positioniert und wie eine Migration aussieht. Oft entscheidet hauptsächlich dies über technische oder wirtschaftliche Machbarkeit oder bringt nicht kalkulierbare Risiken in den Entscheidungsprozess.
Ganz erheblich ist, nicht nur eine Entscheidung für ein System zu treffen, sondern auch zu betrachten, was im Umfeld dieses Systems passiert. Nachschubprozesse und -quanten sind in vielen Fällen entscheidend für die Wirtschaftlichkeit. Manchmal spielt auch eine erhebliche Rolle, ob ein Artikel immer gleichmäßig in homogenen Manipulationsmengen benötigt wird, oder ob es sowohl Bedarfe in Großmengen, andererseits aber auch in Kleinstmengen gibt. Beides zusammen im gleichen System abzubilden ist nicht immer sinnvoll. Gibt es denn den Anwender dessen Geschäft immer und immer »durchschnittlich« ist wirklich?
Nicht selten zeigt sich in Projekten, dass die Tücken einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auf ganz anderen Ebenen als auf der Technikebene liegen. Natürlich muss eine Technik für sich betrachtet über eine gewisse Wirtschaftlichkeit und Marktreife (Maturität) verfügen, diese ist aber bei allen allgemein bekannten und auf dem Markt etablierten Technologien mehr oder weniger gegeben, sozusagen ein Hygienefaktor. Technologien, die keine ausreichende Maturität erreichen, verschwinden im sehr kompetitiven Umfeld der Intralogistik typischerweise bereits nach einem »initialen Hype« wieder, andere entwickeln sich kontinuierlich weiter.
Besonders interessant werden Technologien dann, wenn sowohl die Komponenten aus denen sie bestehen als auch die Anwendungen und die Integration standardisierbar sind, ohne jedoch die Vielfalt der Applikationen und Konzeptmöglichkeiten zu limitieren.
Ein allgemein sehr gut bekanntes Beispiel dafür ist AutoStore. Gerade deshalb kommt es bei diesem System darauf an, die Stärken des Systems optimal einzusetzen und klar herauszuarbeiten, wie beispielsweise mit Teilen des Artikelspektrums umgegangen wird, die naturgemäß durch die standardisierte Behältergröße nicht in das System passen oder auch Zugriffe auf große Manipulationsmengen kleiner und großer Teile, die technisch betrachtet durchaus noch in Behältern handhabbar wären.
Dies führt zielgerichtet zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise und vielleicht dann in einigen Fällen auch zu zusätzlichen technischen Konzeptbausteinen oder zusätzlichen (manuellen) Bereichen und Prozessen. Immer ist dabei abzuwägen, wann es sich lohnt, einen weiteren Prozess-Strang aufzumachen und wann es wirtschaftlicher ist, ein Artikelspektrum „mitzuziehen“, auch wenn der betreffende Prozess dafür nicht optimal ist.
Bei AutoStore ist auch sehr klar erkennbar, dass nicht versucht und überhaupt nicht einmal darüber nachgedacht wird, die klare Positionierung im Bereich der Kleinladungsträger zu verändern (man stelle sich ein AutoStore für EUR-Paletten vor …), sondern dass die Behälter beispielsweise dauerhaft standardisiert sind – ein Gedanke der, wenn man ihn zu Ende denkt, universelle Kompatibilität, Flexibilität und Erweiterbarkeit über Betrachtungszeiträume von manchmal Jahrzehnten überhaupt erst ermöglicht … Vielmehr wird das System noch sehr viel weiter konsequent standardisiert und darin ergänzt, sich schneller, besser, einfacher, produktiver und generischer in sein Umfeld zu generieren.